Andacht zum März 2021
"Jesus antwortete: Ich sage euch, wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien." Lukas 19,40
Ein verstörendes Bild? Vom Schreien der Steine sprach bereits der Prophet Habakuk (Hab 2.11), als er Gericht Gottes ankündigen musste und auch Jesu Worte sind eine verborgene Ankündigung auf die Zerstörung des Tempels im Jahre 70, welches Strafgericht Gottes bedeutete. Geht es in unserer Monatslosung also wirklich um "Steine" und Gericht? Welche Situation begegnet uns hier?
Jesus zieht unter Jubel in Jerusalem ein. „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe.“(Lukas 19,38). Er ist der umjubelte König, dem bunte Tücher auf den Weg gelegt wurden. Es wurde fröhlich und ausgelassen gejubelt und laut gesungen. Das störte die Obrigkeit. Sie verlangten von Jesus, diese Leute endlich zum Schweigen zu bringen. Da sagte Jesus diesen seltsamen Satz: „Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien.“ (Lk 19,40)
Ein erster Gedanke:
Schreiende Steine? Ich dachte da zuerst an eine Kirchenruine. Die Kirchenmauern stehen noch, das Dach fehlt. Wo die Gemeinde eigentlich sitzen sollte, wächst jetzt Gras. Aber die Steine sprechen. Sie erzählen eine Geschichte, die Geschichte dieser Ruine.
So erlebe ich ansatzweise auch unsere jetzt leerstehenden Kirchen in der Corona-Zeit. Die Mauersteine erzählen ihre Geschichten. Wieviel Freude, wieviel Leid, wieviel Hoffnung haben Menschen in diesen Mauern vor Gott gebracht. Wenn die Menschen schweigen, ihren Glauben nicht in Worte und Melodien fassen können, dann sprechen die Steine. Selbst, wenn wir den Mund nicht aufbringen, wenn wir die richtigen Worte nicht finden, wenn es uns die Sprache verschlägt; selbst dann wird das Lob Gottes nicht völlig verstummen. Dafür sorgt Gott selbst; und wenn er die Steine zum Schreien bringen muss. Manchmal fehlen einfach die Worte, weil in mir alles durcheinander ist. Manchmal kann ich Gott nicht loben, weil ich ihn völlig verdrängt hab mit meinen Sorgen. Corona-Zeit ist vielfach, verständlich und nachvollziehbar, Sorgenzeit.
Ein zweiter Gedanke:
Warum wollten die Pharisäer, dass die Jünger schweigen? Sie wollten nicht, dass Jesus Christus ihr König wird, weil er dafür zu einfach, zu lieb und zu menschenfreundlich wirkte. Sie wollten vielmehr einen Herrscher, der die römische Armee in die Wüste schickt. Sie hatten keine Ahnung, was für einen König die Jünger gepriesen haben: den König der Könige! Sie waren verblendet, wie heute auch viele religiöse Führer verblendet sind und irgendwelchen Lehren und Traditionen folgen, weil sie sich daran gewöht haben. Das Gott gerade seinen Heilsplan offenlegt, erkennt man nicht!
Wenn ein Leben im Glauben zu einer Gewohnheit wird, dann fehlt in diesem Leben der wirkliche Glaube. Wir wissen, weil wir es erlebt haben, dass beim Leben im Glauben, immer viele außergewöhnliche Dinge geschehen! Besonders wenn man Anfänger im Glauben ist, lässt Gott in unserem Leben viele kleine Zeichen und Wunder geschehen, damit unser Glaube an Seine Allmacht wächst. Ich habe als Glaubensanfänger auch viele kleine Wunder erlebt, aber Gott wollte, dass ich wachse und an größere Wunder glaube. Damit aber mein Glaube an große Wunder wächst, darf ich nicht schweigen, sondern muss meinen Herrn Jesus Christus als meinen König überall wo ich bin preisen! Ja, der Herr lebt im Lobpreis seines Volkes! Wir dürfen niemals aufhören, uns daran zu erinnern, was unser Herr in unserem Leben an kleinen Wundern bereits getan hat, und deswegen sollten wir auch niemals aufhören, unsere Zeugnisse an die Menschen um uns herum weiter zu geben. Schweige nicht! Verherrliche Jesus bei jeder Gelegenheit (und die gibt es sehr viele!) und schäme Dich nicht, dass du ein Christ bist, egal wie gefährlich oder bei uns eher unangenehm das heute sein mag.
Ein dritter Gedanke:
Und wenn die Gemeinde verstummt, weil ihr das Singen verboten ist? Auch dann schreien die Steine: der ganze Kirchraum ist ein einziger Schrei danach, dass das Lob Gottes wieder erklingt, den Raum zu füllen mit Singen und Jubel, „mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme“! Dem Evangelium kann man nicht die Stimme verbieten. Das generelle Verbot des Gemeindegesangs ist ein verstörender Eingriff in die Religionsfreiheit. Es gilt zu prüfen, ob dies auf so lange Zeit angemessen und verhältnismäßig ist. Der Schutz vor Ansteckung ist auf der einen Seite selbstverständlich zu berücksichtigen. Doch hier gibt es gute und bewährte Hygienekonzepte. Bis das Singen im Gottesdienst wieder erlaubt wird, werden die Steine weiter schreien. Das Evangelium ist eine frohe Botschaft, die Herzen bewegt. Und wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Gute Botschaft kann man nicht für sich behalten. Man muß davon singen und sagen. Evangelium will laut werden. Es hüllt sich in Klang. Worte brauchen Töne: Musik, Gesang, Loblieder. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu von den Toten ruft die ganze Schöpfung zum Jubel auf: Himmel und Erde / Sonne, Mond und Sterne / Fische und alle Tiefen des Meeres / Feuer, Hagel, Schnee und Nebel / Tiere und alles Vieh / Alte mit den Jungen... „die sollen loben den Namen des Herrn (Psalm 148)! Sie alle schreien das Lob Gottes in diese Welt hinein. Und wir sollten schweigen?
Ein letzter Gedanke:
Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien!“
Frieden sei im Himmel und Ehre in der Höhe!“ Ja, hier reitet der Sohn Gottes zum Kreuz, um für die Sünden der ganzen Menschheit zu sterben und so den Frieden zwischen Gott und den Menschen wieder herzustellen. Ob die Jünger sich bewusst sind, was hier geschieht? Als nun die Pharisäer, die mittlerweile aufmerksam geworden sind, Jesus auffordern, den Leuten den Lobgesang zu verbieten, weil sie meinen, dass es Gotteslästerung ist, weist Jesus sie darauf hin, dass die Menschen jetzt nicht schweigen können. Selbst wenn sie schweigen wollen, werden die Steine anfangen zu reden. Weil es gar nicht anders geht. Denn, der König zieht in Jerusalem ein und stellt den Frieden zwischen Gott und Menschen wieder her. Wir können vor diesem Hintergrund gar nicht anders, als von diesem Frieden zu erzählen.
Was bedeutet das für uns in dieser Passionszeit?
Die Botschaft, die die Jünger verkündeten, ist so wichtig, dass die stummen Steine geschrien hätten, hätten die Jünger nichts gesagt! Jesus ist der König, der von Gott gesandt wurde. Diese Botschaft ist so groß, dass sie verkündigt werden muss. Egal wie, und wenn es durch Steine ist. Auch heute noch ist die Botschaft so wichtig, dass sie weitergesagt werden muss! Wir Christen sollen von Jesu Taten erzählen. Und wir sollen erzählen, warum er für uns und unser Leben wichtig ist. Doch der Vers aus Lukas 19 sagt nicht nur: Diese Botschaft ist so wichtig, dass sogar die Steine schreien würden, nein, er sagt auch, die Botschaft Gottes wird verkündet werden. Wenn uns die Worte fehlen, wenn wir nicht wissen, was wir sagen sollen, dann reden die Steine. Die Botschaft Gottes findet ihren Weg zu den Menschen. Mich entspannt dieses Wissen. Ich muss nicht krampfhaft versuchen, ein Gespräch über Jesus anzufangen. Auch wenn die Antwort auf eine wichtige Glaubensfrage missglückt oder eine Andacht bei den Zuhörern nicht ankommt, findet die Botschaft trotzdem ihren Weg. Manchmal anders, als ich mir das vorstelle. Ist also das Motto, wenn es um die Botschaft Gottes geht: "Reden istSilber, Schweigen ist Gold?" Nein, es ist wichtig, dass wir über unseren Glauben sprechen und die gute Botschaft verkünden. Es ist wichtig, dass wir Wege finden, wie die Botschaft auch an die Mensche unserer Umgebung weitergetragen wird, immer wieder neu. Auch wenn Corona Begegnung reduziert oder andere (digitale) Wege nötig macht. Schweigen ist eben nicht immer Gold. Wenn es um Gottes Botschaft geht, ist Reden Gold. Wir dürfen uns darüber freuen, dass unsere Namen im Himmel verzeichnet sind (Lukas 10,20). Das haben wir in der Februarlosung gehört und diese Freude will weitergesagt und weitergegeben werden.
Die Botschaft, dass Jesus Sieger ist, dass Er der Friedefürst ist und dass er uns am Kreuz erlöst und errettet hat, lässt sich nicht verschweigen! Sei dabei!
Pastor Werner Happe
Erster Präsenzgottesdienst am 7. März
Liebe Geschwister und Freunde in Bad Oeynhausen,